Nach gut zwei Stunden war es geschafft. Nachdem bereits in der Nacht zu Mittwoch 50 Flüchtlinge in die eilends hergerichtete Unterkunft in der Storkower Straße 133a eingezogen waren, kamen am Mittwoch gegen 19 Uhr zwei Busse mit weiteren 140 Menschen vorgefahren.
Anmeldung, Verteilung auf die Zimmer, ein erster kleiner Imbiss – das all das so schnell und reibungslos vonstatten ging, war nicht zuletzt dem Unterstützerkreis zu danken, der Unterkunftsleiter Jan Schebaum schon seit Eröffnung des gegenüber gelegenen Rupert-Neudeck-Hauses zur Seite standen.
Während gegen 22 Uhr Ruhe eingekehrt war und viele der Neuankömmlinge bereits schliefen, herrscht vor dem Haus noch immer Betrieb. Anwohner aus der näheren und ferneren Umgebung kommen vorbei, bringen Kleidung, Spielsachen, Windeln, Matratzen…
Ein PKW hält im Hof, voll bepackt mit Hygieneartikeln, Obst, Spielzeug. Gekauft wurden die Dinge vom Geld, das eine spontane Geldspendenaktion via Facebook erbracht hatte.
Die Unterstützung durch die Prenzlauer Berger Anwohner ist das eine – eine an den Notwendigkeiten ausgerichtetes Handeln der Berliner Verwaltung kann sie aber nicht ersetzen. Immerhin, so Jan Schebaum, hat sich das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) nun endlich dazu durchgerungen, die Registrierung der Flüchtlinge nicht mehr zentral in Moabit, sondern vor Ort durchzuführen. Das erspart den Betroffenen die Fahrt quer durch die ihnen unbekannte Stadt und stundenlanges nerviges Warten im Amt.
Ungeklärt ist aber die medizinische Versorgung – die “Eingangsuntersuchung” erfolgt irgendwann – ein genauer Zeitpunkt ist nicht bekannt.
Solange die Flüchtlinge nicht registriert sind, gibt es auch Probleme mit der ärztlichen Behandlung. Jan Schebaum: “Viele Ärzte wissen nicht, dass sie die Kosten über die AOK Nordost abrechnen können und lehnen eine Behandlung deshalb ab.” So muss nicht nur für den Dialysepatienten ein Krankenwagen gerufen werden, sondern auch für den Mann, der für die Behandlung seiner Entzündung lediglich eine Packung Antibiotika benötigt.
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